Donnerstag, 13. September 2012

Wildcats go alpin - das Video

Während des Laufens Bilder zu machen oder zu filmen, ist schwierig. Aber ab und zu gibt es schon mal ruhigere Passagen und wenn mal einer vorne weg rennt, dann Zeit hat auf den anderen zu warten, dann kann man schon mal die Kamera rausholen und ein paar Abschnitte zur Erinnerung aufnehmen. Hier ist er also unser Film! Etwas verruckelt, aber es kommt glaube ich schon ganz gut rüber was wir bei diesem tollen Rennen für Spass hatten.


Sonntag, 9. September 2012

Etappe 8: ein Traum wird wahr

Wie lange wollte ich schon den Transalpine-Run einmal laufen? Wie lange musste ich darauf warten? Dieses Jahr hat es endlich geklappt. Ein generelles Fazit werde ich später noch nachreichen, wenn ich nach der Nachbereitung die Zeit finde. Auf jeden Fall war das Rennen für mich besonders während der letzten Etappe härter als ich es mir vorher je vorgestellt habe. 

Toblacher See
Am Abend zuvor hatte ich mich in die Obhut der Physios begeben und sie hatten versucht meine akuten Entzündungen in den Beinen so gut es ging zu behandeln. Morgens hatte ich die Stellen dann noch mit Kinesio-Tape verkleben lassen, um damit für Entlastung zu sorgen. Die Schmerzen nach dem Startschuss waren jedoch immer noch erheblich und ich brachte lediglich einen langsamen Trab zustande, während der auskurierte Michael mit den Schnellsten des Feldes vorne weglaufen konnte. Bis zum Verpflegungspunkt 1 am Toblacher See kämpfte ich mich  noch so durch. Doch als ich nach dem kurzen Stopp wieder Antraben wollte, waren die Schmerzen zu gross; so wanderte ich erst mal. Jeder Versuch wieder loszutraben endete mit unerträglichen Schmerzen. Für mich eigentlich kein Zustand, in dem ich einen Wettkampf bestreite, doch das war die letzte Etappe des TAR 2012, da konnte ich nicht einfach aufgeben! Bis zur zweiten Verpflegung kämpfte ich mich durch .. Schritt um Schritt: dort angekommen hatte ich noch ca. 45 Minuten Puffer auf das Zeitlimit.
Aufstieg mit Blick zurück zum Toblacher See
Nach einem kurzen Zwischenstopp beim anwesenden Ärzteteam begann ich mit dem Aufstieg zu den 3 Zinnen: das steile Profil kam mir entgegen, konnte man hier sowieso nicht mehr so gut rennen. An mir kamen die ersten Schildersammler des Orgateams vorbei, was mich etwas nervös machte. Doch man konnte mich beruhigen, dass ich noch gut im Zeitlimit wäre. So langsam holte ich beim Aufstieg auch den ein oder anderen Athleten ein. Mein Ziel war es bis zum Gipfel bei der Dreizinnenhütte einen guten Puffer zu haben, falls es beim Abstieg überhaupt nicht gehen sollte .. so hatten sich zumindest meine Beine im Tal angefühlt, wo ich nicht mal zu Strassenunterführungen runtertraben konnte.
Drei Zinnen in den Sextener Dolomiten
Am Gipfel angekommen war mir klar, dass es ziemlich sicher reichen würde; nun musste ich nur noch heil runterkommen. Das Panorama hier oben war grandios. Wir hatten sehr gutes Wetter mit klarer Sicht auf die Drei Zinnen und die umliegenden Dolomiten-Felsen. Zu meiner Überraschung spielten bei meinem Weg hinunter die Beine plötzlich wieder mit und es lief besser als noch unten im Tal beim Toblacher See - ich konnte bergab nun auch wieder leicht traben. Gelegentlich holte ich sogar Leute ein, die ich von anderen Etappen her kannte und heute weit vor mir wähnte - das motivierte. Ab der letzten Verpflegung wurde es flacher und der Weg war bald asphaltiert, was mir sehr entgegen kam. Es waren noch 6 Kilometer. Ich musste an die letzten 6 Kilometer vom Vortag denken - was für eine Tortur das gestern war! Doch heute war es anders und es ging deutlich besser; letztlich waren das hier auch die letzten 6 Kilometer des Rennens. Plötzlich konnte ich nicht nur traben, nein ich wurde schneller und konnte sogar wieder richtig laufen. Ich überholte Teams und tauschte mit ihnen im Vorbeilaufen Glückwünsche für das bevorstehende Finish aus. Manch einer wunderte sich, ob meines Tempos - einige konnten sich noch gut an mein offenbar recht bemitleidenswertes Humpeln vom Morgen erinnern. Am Ortseingang von Sexten wartete Michael auf mich. Ab hier waren es nur noch 2 Kilometer. Also ob sich ein Schalter umgelegt hätte, gab ich jetzt mein Letztes. Vor dem Ziel drehte ich mich nochmal um: Michael war wohl nicht an mir dran geblieben - er hatte schon einiges vor mir die Ziellinie überquert. So machte ich alleine mein Transalpine-Finish perfekt - mein Traum wurde war! Aber war das vorallem heute ein Kampf! Ich hatte wiedermal meine Grenzen kennengelernt. Was für ein Rennen, dass wirklich alle meine Kräfte forderte. Gerade das machte das Finish hier im schönen Ort Sexten am Fuss der Drei Zinnen in den Dolomiten aber auch um so schöner.

Etappe 8: Michael ist wieder zurück (und Markus hat gefinisht)

Von mir ein kurzer Lagebericht an die Daheimgebliebenen von der 8. und letzten TAR-Etappe am gestrigen Samstag. Und ein Dankeschön an alle, die mir so fleißig die Daumen gedrückt haben! 
Nach vier Tagen Schonung und Physiotherapie war mein Knie tatsächlich wieder soweit, dass man damit die Schlussetappe wagen konnte. Die Physiotherapeutinnen, welche die ganze Zeit für die Läuferschar da waren, haben da wirklich ganz erstaunliches geleistet! Von Tag zu Tag ist es besser geworden. Am Vorabend gab es noch ein Tape für das lädierte Innenband. Die Taktik für den letzten Tag war relativ einfach: während für Markus (vom Vortag noch etwas angeschlagen) ein Ankommen im Zeitlimit die Hauptsache war, wollte ich so schnell laufen, wie es geht oder das Knie eben zulässt. So haben sich unsere Wege nach dem Start ziemlich schnell getrennt. Auf dem relativ flachen ersten Stück bin ich flott gelaufen und gut voran gekommen. Nach dem etwas kühlen Start (Temperaturen von unter 10 Grad) kam langsam die Sonne raus und wir bekamen wirklich super Wetter mit Sonne satt und keiner Wolke am Himmel. An der zweiten Verpflegungsstelle habe ich einen kurzen Halt gemacht, die Stöcke vom Rucksack genommen und mich danach in den Anstieg zu den berühmten Drei Zinnen gestürzt. Noch ein Wort zu den Stöcken: die sind jetzt übrigens toll und wirklich sehr gut zu gebrauchen – nachdem mir ein findiger Schwabe gezeigt hat, was der Trick dabei ist. Beim Anstieg war ich in meinem Element und habe viele Plätze gut gemacht. Irgendwann hatte ich sogar das führende Frauen-Team ein- und überholt und habe es mir einfach nicht nehmen lassen, dass auch im Bild festzuhalten.
von vorne sahen sie auch gut aus :-)
Richtig gelesen: bei dieser tollen Kulisse habe ich nämlich ausnahmsweise die Kamera mitgeschleppt. Und wenn man sie schon mitschleppt, dann sollte man sie auch benutzen - oder benutzen lassen. Oben am höchsten Punkt der Strecke standen Wanderer, die ein kleines Erinnerungsfoto von mir geschossen haben. Was kommt nach dem höchsten Punkt? Richtig, danach ging es also auf der anderen Seite wieder bergab und zwar ziemlich lang und steil, was ja nicht so meine Sache ist. Ich habe trotzdem versucht, flott zu laufen, schließlich war es ja trocken und nicht rutschig wie auf den ersten beiden Etappen. Und bei den Spaniern sieht das ja auch alles total einfach aus... Ich wurde also nicht wieder bloß überholt und konnte gut mithalten. Und das Knie war dabei kaum noch zu spüren. An einer eigentlich unkritischen Stelle habe ich aber nicht ganz aufgepasst, bin ins straucheln gekommen und mich der Länge nach hingelegt. Autsch! Zum Glück waren sofort italienisch sprechende Touristinnen zur Stelle, die mir wieder hochgeholfen und die verlorene Gelflasche gegeben haben. Der vor mir laufende Kamerad ist auch extra noch mal umgedreht, um nach dem Rechten zu sehen. „Are you OK?“ - das fand ich sehr nett. Und es hat die kameradschaftliche Atmosphäre gezeigt, die es hier trotz aller sportlicher Rivalität gibt. 
Nachdem die Geschichte mit dem Knie wieder einigermaßen in Ordnung ist und kaum noch was weh tut, tun jetzt nach dem blöden Sturz gleich wieder ein paar andere Stellen weh. So schnell kann es gehen, wenn man nicht aufpasst. Aber es ist nicht so schlimm, ich konnte ja schließlich gleich weiter laufen. Trotz Sturzpech und kleiner Fotopause bin der 4-Stunden-Marke ziemlich nahe gekommen. Knapp darüber, aber dafür gestern immerhin der Vierte in der inoffiziellen „Invalidenwertung“ der ausgeschiedenen Läufer, die nochmal eine Etappe mitlaufen. Das waren gestern einige, die sich da nochmal an den Start geschleppt haben. Die Ziellinie in Sexten hat eben eine magische Anziehungskraft, erst dort ist es wirklich zu Ende. Dort gab es dann auch für jeden der Einlaufenden eine Finisher-Medaille, egal ob wirklich Finisher oder nicht.
Markus hat es geschafft, er hat sich am letzten Tag tapfer bis ins Ziel durchgequält und ist nun ein echter Finisher. Gratulation, Markus! Ich wäre auch gerne nochmal mit Dir zusammen über die Ziellinie gelaufen. Aber nach zwei Stunden warten und zunehmenden Schmerzen konnte ich nicht mehr so schnell sprinten, um beim Endspurt mithalten zu können.

Freitag, 7. September 2012

Etappe 7: Dolomitentraum

Das Allgäu ist schön, das Schweizer Jura herrlich, das Karwendel hat ebenfalls etwas, aber die Dolomiten sind einfach aus meiner Sicht der schönste Teil der Alpen! Der Weg heute morgen nach dem Start in St.Vigil hat mich stark an die Anfahrt zum Fanestal erinnert. Ab dem Rifugio Pederü ging es dann steil bergauf und aus dem anfänglichen Trab wurde ein Wanderschritt. Nach und nach eröffnete sich uns eine traumhafte Bergkulisse. Das Schild "most scenic point" an der Forcella Sora Fomo hatte seine Berechtigung. Als es an den Abstieg ging gab es für mich eine kurze Schrecksekunde als ich ungeschickt stolperte. Doch nach wenigen Metern konnte ich meinen Weg vorsichtig fortsetzen. Der Abstieg ins Tal war schwierig und steil. Ich war froh als wir unten am Pragser Wildsee waren. Hier dreht Terence Hill gerade eine neue Serie. Der Aufstieg war wieder hart. Stellenweise marschierten wir direkt an der Steilwand entlang, neben uns ging es steil runter, zum Glück liess jeder Vorsicht walten. Auch hier war der Ausblick schön doch wegen der exponierten Lage des Weges achteten wir weniger darauf. Dann der Abstieg: ein langes Geröllfeld, auf dem sich ein Weg in Serpentinen ins Tal windet. Laufen konnte ich inzwischen kaum noch - am rechten Bein hatte sich eine Sehne entzündet und mein linker Oberschenkel war auch dick. Also wanderte ich meist und lief nur selten. Am Ende des steilen Teils war dann die Verpflegung. Danach wurde es einfacher: ein asphaltierter Radweg bis ins Ziel. Ich versuchte immer wieder zwischendurch zu laufen, doch lange ging es meist nicht. Gefühlt waren die 6,7 km von der Verpflegung ins Ziel die längsten 6,7 km, die ich je gelaufen bin. Im Ziel wartete Michael schon auf die letzte verbliebene Wildkatze.

Den Beinen geht's 2 Stunden nach dem Zieleinlauf nicht viel besser, aber ich werde es morgen versuchen - selbst, wenn ich wandern muss. Michael ist auch dabei. Aber vielleicht laufen wir getrennt - aktuell kann ich kaum an laufen denken.



Donnerstag, 6. September 2012

Etappe 6: zu jedem Berg gibt es ein Tal

Das es bei einem Rennen über Berg und Tal geht ist klar, bei mir selbst ging es nach dem Berg gestern heute ins Tal. Zwar hatte ich relativ gut geschlafen, doch schon von Beginn an waren meine Beine verkrampft und schwer. Es kostete grosse Mühe einen Fuss vor den anderen zu setzen. Eigentlich hatte ich mir für die Etappe nochmal einiges vorgenommen, doch mir war schon zu Beginn klar, dass daraus heute nichts werden würde. Nun galt es nur so gut es ging durchzukommen – wie auch immer .. vielleicht würden die Beine ja mit der Zeit besser werden. Der erste Anstieg hinter Sand tat weh: auf dem Streckenprofil sieht er neben dem hohen Kronplatz unbedeutend aus, aber wir alle hatten heftig zu kämpfen. Nachdem wird den Abstieg über nasse Wiesen und Trails hinter uns gebracht hatten, ging es weiter auf asphaltierten Wegen im Tal. Hier wollte ich Tempo machen, doch es ging nicht viel. Im Gegenteil, kurzzeitig schmerzte das Knie und mit all den körperlichen Problemen, kamen automatisch leichte Motivationsprobleme. Bei Verpflegungspunkt 1 traf ich mein Team aus Sachsen, mit dem ich die letzten Tage zusammen als Einzelstarter im Startblock eingecheckt hatte. Der schon einmal ausgestiegene stieg auch hier wieder wegen Knieproblemen aus. Mit dem anderen stimmte ich mich ab, dass wir beide trotzdem getrennt voneinander das eigene Tempo laufen würden. Nach dem Verpflegungspunkt traf ich dann Vanessa aus dem anderen Heidelberger Team – sie hatte Schmerzen und kämpfte ebenfalls. Wir unterhielten uns und bewältigten zusammen Anstieg zwei – der war eigentlich harmlos, doch wenn man angeschlagen ist .. . Hinter der Kuppe verabschiedeten wir uns dann und ich lief in meinem eigenen Tempo weiter voraus. Dann ging es durch Bruneck. Kurzzeitig kam ich mir vor wie bei einem Stadtmarathon, doch schon bald ging es wieder hinaus und der nächste Anstieg wartete unmittelbar. Der Aufstieg zum Kronplatz stand unmittelbar bevor, so holte ich meine Stöcke vom Rucksack – den Beinen ging es immer noch nicht viel besser, so mussten die Arme nun mit Hilfe der Stöcke mithelfen. An Verpflegung 2 liess ich mir Zeit und zog mein Unterhemd aus – der Anstieg würde lang und anstrengend werden. Steil war es – 1300 Höhenmeter am Stück – eine Verschnaufpause gab es nicht. Solange wir uns auf Forstwegen bewegten, kam ich gut voran. In Trails verlor ich hingegen ab und zu Plätze gegen meist spanische oder auch mal österreichische Bergflöhe. Irgendwann melde sich dann abermals mein rechtes Knie – auweia, jetzt nicht auch noch ich! Doch auch das war nur von kurzer Dauer und bald ging es wieder besser. Das Schöne an Anstiegen ist, dass irgendwann jeder Mal ein Ende hat. Der Ausblick von oben war herrlich, ein Sprecher empfing uns sogar mit dem Teamnamen. Jetzt ging es nur noch bergab ins Ziel. Ich hatte mit dem Downhill noch nicht richtig begonnen, da krampfte meine Wade – heute kam wirklich alles zusammen! Aber es ging weiter. Auf den ersten Metern hinunter warteten einige Fotografen – ich versuchte eine gute Figur zu machen, auch wenn meine Beine schwer waren. Bergab wechselten sich Forststrassen und Trails ab. Bis zur dritten und letzten Verpflegung hatte ich grosse Probleme, in den Trails fehlte mir mit den schweren Beinen einfach die nötige Agilität. So wanderte ich mehr – Sicherheit ging vor. Auf der Asphaltstrasse runter in den Zielort St. Vigil ging es dann besser: ich hatte keine Schmerzen mehr und offenbar erging es einigen noch viel schlechter als mir. So überholte ich nur noch: die Aussicht bald in Ziel zu kommen und von der Tortur des Tages erlöst zu werden, trieb mich hinunter und ins Ziel. Das tolle Alpenpanorama und das herrliche Spätsommerwetter motivierten zusätzlich: Dolomiten – ich komme!!! 

Zeit und Platz waren heute relativ egal, so schlecht war es aber gar nicht. Hauptsache ist: Etappe 6 ist geschafft, nun sind es nur noch 2! Mir macht es immer noch Spass, aber für Morgen wünsche ich mir wieder bessere Beine. Nachher gibt es eine Massage und das Knie, das sich heute zweimal gemeldet hat, lasse ich morgen sicherheitshalber tapen. Bei Michael geht es mit dem Knie übrigens inzwischen wieder bergauf.

Mittwoch, 5. September 2012

Etappe 5: von Prettau nach Sand im Taufers

Jetzt hat es auch das zweite Heidelberger Team beim Transalpine-Run mit 2 Vereinskameradinnen aus meinem Verein erwischt: auf diesem Wege wünsche ich nochmal eine gute Besserung und drücke die Daumen, dass die Powerrakete Vanessa durchkommt. Überhaupt zeigen sich immer deutlicher die Spuren der harten Etappen. Einige Teams sind schon komplett raus und die Liste der Individual-Finisher – also alleine verbliebener Teamkameraden – wird auch immer länger. Bei Michael zeigt sich leider bisher keine Besserung, hoffen wir mal das Beste. Unterwegs habe ich heute mit einigen anderen Teilnehmern gesprochen, die im Laufe diese Etappe ebenfalls ihre Partner verloren haben und mich fragten wie das als Individual-Läufer so gehandhabt wird. Dann habe ich Teams gesehen, bei denen ein Partner (meist) die andere mit einer Leine oder an Stöcken den Berg hochgezogen oder geschoben hat. Ich will nicht wissen, wie viele inzwischen nur noch mit Schmerzmittel laufen .. . Deshalb hier auch mal ein ganz grosses DANKE an meine eigenen Sehnen, Bänder, Füsse, Muskeln und noch alles was so nötig ist, um so ein Rennen durchzustehen!!!! Bei mir läuft es zum Glück immer noch rund – heute besser den je. Morgens war ich noch hundemüde und sah offenbar auch ziemlich fertig aus. Vom Start weg in Prettau ging es gleich in den Berg auf einen langen Anstieg zur Bretterscharte: zuerst ein steiler Forstweg, später auf Singletrail. Ich liebe solche langen Anstiege und legte offenbar einen forschen Schritt vor, denn als ich mich bei der ersten Verpflegung umdrehte, war von meinem Laufpartner von gestern nichts mehr zu sehen. Bei ihm war aber sowieso sein alter Partner wieder dabei und der ging vor. So setzte ich meine Reise alleine fort. Der Aufstieg auf dem Singletrail war herrlich: eine Traumpanorama! Ich machte nach wie vor Plätze gut. Am Gipfelgrad angekommen, ging es ohne grosse Pause gleich in den Downhill. Nach ersten steilen Passage wurde es besser zu laufen: mit Ausnahme der Spanier, die im Trailrunning sowieso eine Klasse für sich sind, kamen nur wenige an mir vorbei. Die von den letzten Etappen bekannten Gesichter waren alle hinter mir und ich hatte mich wie sich auch aus Gesprächen ergab in das Feld der Starter vorgearbeitet, die sonst in den Blöcken vor mir stehen – ich starte seit der zweiten Etappe immer von hinten; für Individualläufer gibt es da sowieso keine Regelung. Dann kam der zweite Anstieg. Den angesagte Regen blieb aus, anstatt dessen wurde es heiss. Der weitgehend schattenfreie Anstieg machte mir zu schaffen doch ich konnte noch ein konstantes Tempo gehen. Der folgende Abstieg lag mir aber gar nicht: meist verblockte, grobe Wurzeltrails – wer hier stürzt, der hat keinen „Spass“. Ich nahm Tempo raus und wurde von vielen überholt, die ich noch am Anstieg hinter mir gelassen hatte, aber Sicherheit geht vor. Ein oder zwei mal knickte ich um, prompt meldete sich mein malades Fussgelenk, doch der Schmerz war nur kurz und schnell verflogen. Dann war auch noch durch das viele Trinken meine Flasche leer, wie lange das Wasser in meiner Trinkblase noch halten würde, war mir nicht klar – ich lief aber ziemlich sicher schon auf Reserve. Bei der letzten Verpflegung gönnte ich mir nochmal eine gute Auszeit: ass und trank ausreichend. Hier waren auch die üblen Downhill-Trails vorbei, ab hier wurde es leichter. So langsam kamen nach der Stärkung meine Lebensgeister zurück. An den Wasserfällen von Sand ging es hinunter ins Tal. Umso näher ich dem Ort kam, umso schneller wurde ich und sammelte wieder andere Athleten ein. Am Ende hatte ich laut meiner Uhr im Flachen wieder einen Schnitt von ca. 4:35 Min/ km. 

Für mich war das heute in vielerlei Hinsicht meine beste Etappe: landschaftlich fand ich es das absolute Highlight bisher, das Wetter war gut und ich konnte erstmals mein vollkommenes eigenes Tempo laufen. So langsam fühle mich mich im Rennen angekommen, bisher war es mehr ein Kampf. Umso näher wir Sexten kommen, umso zuversichtlicher werde ich auch, dass zumindest eine Wildkatze heil im Ziel ankommt. Ich würde mir nur wünschen, dass auch Michael die letzte Etappe mit mir die Ziellinie dort überqueren kann. Morgen steht erstmal der Kronplatz an: die Strecke könnte mir liegen. Gerade geht ein Gewitter über die Halle hinweg, hoffentlich bleiben wir davon morgen verschont – Daumen drücken .. für gutes Wetter und für Michael.

Dienstag, 4. September 2012

Nachricht von Michael

Das ich nach der dritten Etappe nicht mehr an den Start gegangen bin, das habt ihr ja bereits gelesen. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für die Anteilnahme und die Genesungswünsche bedanken.
Nach der zweiten Etappe waren meine Beine schon ziemlich angeschlagen, zu spüren vor allem in der Oberschenkelmuskulatur. Die Abstiege, die hier bewältigt werden müssen, haben es in sich. Am Montag hieß es dann also erst mal „Schongang“. Anfangs hat alles gut geklappt, dann haben mir plötzlich Blasen unter den Fußsohlen zu schaffen gemacht. Irgendwie müssen meine eigentlich noch fast neuen Schuhe „durch“ sein, denn jeder Stein ging durch und auf Dauer gab es dann die Blasen. An der zweiten Verpflegungsstation ca. bei km 25 habe ich deswegen schon Hilfe vom wirklich tollen Rescue Team in Anspruch genommen. Mit Kompressen unter der Einlegesohle ging es dann etwas besser. Später hat sich dann das rechte Knie gemeldet – dasjenige, welches bisher von Verletzungen verschont geblieben war. Ich konnte das Knie nicht mehr belasten und bergab sind es hohe Belastungen für die Knie... So bin ich Abstiege nur noch gegangen. Markus musste oft auf mich warten und war zwischendurch auch mal außer Sichtweite enteilt. Ich bin quasi als walkende Wildkatze hinterher, Hauptsache noch im Zeitlimit ankommen. Vor dem letzten Abstieg nach Neukirchen habe ich echt überlegt: fast 1200 Meter Abstieg auf weniger als 10 Kilometer Trails. Oben fährt eine Seilbahn ins Tal... Aber ein Ausstieg auf der Strecke kam für mich nicht in Frage, also Downhill fast in Zeitlupe. Ich war eine gefühlte Ewigkeit auf der Strecke, obwohl es sehr schöne und normalerweise gut laufbare Trails waren. Manche Passagen kann man gehend fast nicht nehmen, das geht mit Schwung viel besser. Aber das macht das Knie nicht mit.
Mir war klar, dass das ernste Knieprobleme waren. Welche, die nicht über Nacht besser werden würden, sondern eher schlimmer. Die morgige Etappe trotzdem angehen und dann irgendwo in den Bergen kaum mehr in der Lage gehen zu können aufgeben müssen - für mich keine Option. Ich habe mich mit der Entscheidung sehr schwer getan, heißt es doch auch Teamkamerad Markus quasi im Stich lassen zu müssen und eine monatelange Vorbereitung war auch fast für umsonst... Ich bin mir aber sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Umsonst war auch nichts, die gemachten Erlebnisse erst bei der Vorbereitung und dann hier beim Transalpine sind einfach unvergesslich.
Jetzt erhole ich mich etwas und hoffe das Knie bis zur Schlussetappe nach Sexten wieder hinzubekommen. Das wäre für mich das Größte, dort über die Ziellinie zu laufen – ob nun offizieller Finisher oder nicht. Bis dahin versuche ich noch Markus etwas zu unterstützen, schließlich sind wir ja ein Team – nämlich die Raidlight Wildcats.